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  • AutorenbildCarola Berthold

„Home-Office“ oder doch „Mobile-Office“

Gerade die letzten Wochen haben die Veränderung und Flexibilität von Arbeitsplätzen nochmals angestoßen: Meetings, Konferenzen, Bewerbungsgespräche – alles per Video, Webinare als Schulungstools und ein permanenter Einsatz von Apps… und das alles von zu Hause aus.

Die digitale Vernetzung ermöglicht eine Fülle an neuen Formen von Arbeit, weitgehend flexibler, die Arbeitszeit kann sowohl an betriebliche als auch an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Dies erfordert jedoch Vertrauen seitens des Unternehmens in die Mitarbeitenden. Oftmals wird der Begriff Home-Office immer noch stark als Synonym für „Urlaub“ gesehen. Es gibt ein oft lang eingeübtes Misstrauen von Führungskräften ihren Mitarbeitenden gegenüber. Sie denken die Produktivität der Mitarbeitenden sinkt, wenn sie sich unbeobachtet fühlen und es stört sie, wenn die Mitarbeitenden nicht immer erreichbar sind.

Dabei würde gerade das Arbeitsmodell des Home-Office auch Unternehmen mehr Flexibilität und auch Kostenersparnis bringen. Denn der Trend des Großraumbüros, wo stets Vorzüge hinsichtlich Kommunikation, Transparenz und geringe Kosten gesehen wurden, hat schon längst wieder an Attraktivität verloren. Die Wahrheit ist, Mitarbeitende arbeiten weder gern noch gut in Großraumbüros. Sie sind öfter abgelenkt, klagen über Reizüberflutung und fühlen sich eher „am Präsentierteller“ als transparent und kommunikativ. Umfragen zeigen, je mehr Personen in einem Büro sind, desto größer ist die Unzufriedenheit mit den allgemeinen Arbeitsbedingungen.

Der technische Fortschritt ermöglicht nun flexibles Arbeiten an jedem beliebigen Ort. „Home-Office“ zu arbeiten bedeutet nicht die grundlegende Freiheit zu arbeiten wo man möchte, sondern wieder von einem fixen Standort aus, nur eben nicht im Büro zur Anwesenheitskontrolle, sondern von zu Hause aus.

Die Frage, die sich stellt, ist: Bedeutet flexibler Arbeitsplatz nicht dort arbeiten zu können wo wir uns am Wohlsten fühlen, wo wir persönlich am produktivsten sind? Für manche ist es das Home-Office, für manche das Kaffeehaus, für viele ein ganz anderer Ort und viele werden sich dennoch dafür entscheiden täglich ins Büro zu fahren, weil das für sie persönlich der Ort ist wo sie am besten arbeiten können. Flexibilität bedeutet nicht, dass wir ständig jedem Trend folgen und immer alles verändern müssen, sondern dass wir Dinge ändern können, wenn wir wollen.

Für Unternehmen und Führungskräfte ist es jedenfalls eine Tatsache, dass sich der Wunsch der Mitarbeitenden nach flexibleren Arbeitsformen verstärkt und der technische Fortschritt ermöglicht es. Aber es braucht dazu andere Spielweisen der Führung und natürlich auch eine Bereitschaft der Mitarbeitenden Selbstverantwortung zu übernehmen. Es braucht eine tatsächliche Verpflichtung auf gemeinsame Ziele und ein Umdenken von einer Präsenzpflicht zu Ergebnisorientierung. Das ist der Maßstab, an dem Mitarbeitende gemessen werden können, gleichgültig, wann und wo sie ihre Arbeit erledigt haben und letztendlich auch unter welchem Aufwand. Aber wären wir alle dafür schon bereit?

Ich für mich kann sagen, ich habe diese Woche wieder mein erstes Präsenzseminar gehalten und auch wenn Online-Seminare zweifelsohne eine tolle Sache sind und künftig sicherlich vermehrt genutzt werden, liefert die persönliche Kommunikation und Interaktion mit Menschen einen unvergleichbaren Mehrwert. Vielleicht haben uns gerade die letzten Monate gezeigt wie wichtig und doch unerlässlich zwischenmenschliche Beziehung und der persönliche Austausch sind – privat sowie auch beruflich.


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