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  • AutorenbildCarola Berthold

Der Wandel des Rechnungswesens


Stellenwert des externen Rechnungswesens:

Fraglos ist der Stellenwert der Buchhaltungsabteilung in den letzten Jahren gesunken. Offen gesagt, war die Buchhaltungsabteilung samt ihren Mitarbeitenden wohl nie sehr beliebt, und die meisten anderen Mitarbeitenden im Unternehmen hatten Probleme, den Tätigkeitsbereich der Buchhaltung zu verstehen. Oft stößt sie mit ihren Anforderungen und Vorschriften bei anderen Abteilungen im Unternehmen auf Widerstand und Unverständnis. Nicht selten wird der Buchhaltungsabteilung vermittelt, dass sie eher lästig als nützlich sei. Sie bringt keine Wertschöpfung, sondern kostet nur Geld, sie ist etwas, was man haben muss, aber nicht unbedingt gerne. Dennoch kam der Buchhaltungsabteilung einst ein sehr hoher Stellenwert zu. Dies ist sicherlich auf die Verschwiegenheit und die Zahlenhoheit, die sie stets hatte, zurückzuführen. Sie war in der Akzeptanz eines Unternehmers ganz oben angesiedelt und meist in der Position einer Stabsstelle. Im Verlauf der letzten Jahre schwanden die Zahlenhoheit und damit auch die Akzeptanz und der Stellenwert der Buchhaltungsabteilung. Die Unternehmen begannen Kosten einzusparen, und lagerten ihre Buchhaltung in Shared-Servicecenters in Billiglohnländer aus. Mit diesem Schritt war der Leiter des Rechnungswesens plötzlich eine Führungskraft ohne Personal, zumindest nicht in direkter Linie. Mit diesem Schritt begann das externe Rechnungswesen, an Bedeutung einzubüßen. Dies lief parallel mit dem zweiten Trend, dass für Konzernunternehmen der österreichische Jahresabschluss an Gewicht verlor. Das Reporting-Package, der internationale Abschluss, der bereits im Folgemonat des Finanzjahresendes stattfindet, wurde wichtiger als der österreichische Einzelabschluss nach nationalen Vorschriften. Ein weiterer Grund ist die zunehmende Präsenz der Controlling-Abteilung und die Position des Controllers. Das Controlling wird immer mächtiger und ist im Unternehmen in der Regel auf einer anderen Ebene als die Buchhaltung angesiedelt. Es ist stark in das operative Geschäft sowie in den Budgetierungs- und Planungsprozess eingebunden und berichtet meist in direkter Linie an das oberste Management. Das Controlling wurde zu einer Stabsfunktion für das Topmanagement und im Gegenzug dazu die Buchhaltung immer mehr zu einer Hilfsfunktion, in der der Buchhalter sich auch oft als Informationslieferant missbraucht fühlt. Auch die Digitalisierung trägt ihren Teil zur Minderung des Stellenwerts der Buchhaltungsabteilung bei. Es liegt in der Natur der Sache, dass Abteilungsleiter mit großen Abteilungen mehr Macht haben als Abteilungsleiter mit weniger Mitarbeitenden. Definitiv waren früher wesentlich mehr Mitarbeitende im externen Rechnungswesen tätig als heute. Zwar werden heute größere Volumina in den Buchhaltungen abgewickelt, aber durch die technische Entwicklung der Systeme und die Automatisierung von Buchungen können diese mit entscheidend weniger Manpower abgewickelt werden.


Dennoch sind die Informationen, die das Rechnungswesen liefert, für die Unternehmensleitung wichtig. Eine Finanz, die desinteressiert oder entkoppelt vom Rest des Unternehmens oder sogar fehlerhaft ist, ist eine gefährliche, wenn nicht sogar eine tödliche Bedrohung für das Unternehmen. Deshalb ist es wichtig, das gesamte Rechnungswesen als Einheit zu sehen und sowohl Synergien als auch Zusammenarbeit zwischen externem und internem Rechnungswesen zu forcieren. Teamarbeit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor: Kunden können nur zufriedenstellend betreut werden, wenn Teams aufgebaut werden und diese gut zusammenarbeiten.

Das externe Rechnungswesen, die Buchhaltung, fungiert künftig in einer Support-Funktion, in einer Unterstützerrolle, als ein Bereich, der den Zweck erfüllt, maximale Mittel für das Unternehmen freizumachen. Die Finanz als eine Art Verwaltung zu sehen, ist ein eher veraltetes Bild. Die Verwaltung ist quasi die Pflicht, begleitet von den neuen Aufgaben der Buchhaltung, sich als Servicepartner und Dienstleister der einzelnen Bereiche zu sehen. Der Auftrag der modernen Buchhaltung der Zukunft ist es, das Wissen, das im Rechnungswesen generiert wird, dem Unternehmen zunutze zu machen. Ziel ist, das Management und die Führungsebene mit jenen Informationen rasch zu versorgen, die sie für Entscheidungen benötigen. Auch muss die Buchhaltung der Zukunft sich aktiv in das Tagesgeschäft einbringen und einen genuinen Beitrag dazu leisten, das Unternehmen erfolgreicher zu machen.


Die Digitalisierung birgt für die Buchhaltungsabteilung und die Buchhalter nun die Möglichkeit, den einst hohen Stellenwert im Unternehmen und die Akzeptanz der Unternehmensleitung wieder zurückzuholen. Die CFOs haben längst erkannt, dass die Buchhaltung ebenso wichtig ist wie das Controlling. Im Tagesgeschäft eines CFOs mögen die Controller einen hohen Stellenwert haben, sind in den Fokus gerückt, obwohl sie nicht die buchhalterischen Experten sind. Dennoch ist sich der CFO bewusst, dass es die Handlungen der Buchhaltung sind, die nach außen sichtbar sind. Im Fall einer Betriebsprüfung wird sehr schnell deutlich: Hat ein Unternehmen keine ordentlich abgebildete Buchhaltung, kann dies schwerwiegende Konsequenzen haben. Insofern ist ein enger Kontakt des CFO sowohl zum Controlling als auch zur Buchhaltung wichtig.


Darf aktuellen Umfragen Glauben geschenkt werden, dann wurde die Bedeutung der Buchhaltungsabteilung von der Unternehmensleitung längst wieder erkannt. Unternehmen, die der Buchhaltung keinen Stellenwert beimessen, sind mittlerweile Ausnahmeerscheinungen. Die Unternehmen wollen sparen und Kosten senken – dafür müssen Kosten sichtbar und transparent gemacht werden, und diese Kosten liefert die Buchhaltungsabteilung. Der Stellenwert ist gesichert und die Buchhaltung wird längst nicht mehr als großes schwarzes Loch interpretiert, wo nur Geld einfließt und der Output nicht wahrgenommen wird.


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